Schach als Kombinationssportart

Schach kann man gut und gerne als Kombinationssportart bezeichnen. Nicht nur, weil man mit gelungenen Kombinationen die gegnerische Stellung schwächen und den feindlichen König mattsetzen kann. Sondern auch deshalb, weil sich Schach wunderbar mit anderen Sportarten oder Spielen kombinieren lässt.

Hier sind einige Beispiele:

Schach und Tischtennis

Es gibt zahlreiche bekannte Anhänger beider Sportarten. Dazu gehören u.a. Ex-Kramnik-Manager Carsten Hensel, DSB-Sportdirektor Kevin Högy und Schachjournalist FM Hartmut Metz. Letzterer schrieb schon für „Sport-Bild“ und „Stern“ und besiegte einst sogar Victor Kortschnoi. Angeblich soll Metz sogar schon mit dem Ungarn Peter Leko den Tischtennisschläger geschwungen haben. Zu den weiteren Fans gehören GM Gennadi Ginsburg, IM Jonas Rosner (Deutscher Meister 2021) und Fernschach-Olympiasieger Matthias Kribben.

Der hessische Verein TuS Kriftel richtete bereits mehrmals ein kombiniertes Schach-Tischtennis-Turnier aus. Vom Turnier 2019 berichtete ChessBase, und hier ist der Bericht von 2022.

Foto: Homepage TuS Kriftel

Der Autor dieser Zeilen, Schachgeflüster-Moderator Michael Busse, hat übrigens vor vielen Jahren einmal bei der TuS Kriftel Tischtennis gespielt, bevor er die Sportart wechselte. Die nächste Ausgabe des Turniers ist jedenfalls am 23.07.2023.

Schach und Poker

Schach und Poker scheinen miteinander verwandt zu sein. Beide Disziplinen sind „decision based“.

Die Liste der Schach- und Pokerfreunde ist lang. International bekannt sind u.a. Alexander Grischuk, Rustam Kazimdzhanov, Laurent Fressinet, Schachaktivistin und Schachgeflüster-Interviewgast Jennifer Shahade sowie Ben Johnson vom „Perpetual Chess Podcast“.

In Deutschland teilen u.a. folgende Spieler die Liebe zum Poker: Bundestrainer und Schachgeflüster-Interviewgast Jan Gustafsson, GM Matthias Wahls und GM Rustem Dautov.

Nicht verwunderlich, dass es bereits einige Versuche gab, beide Sportarten miteinander zu verbinden. Herausgekommen ist das sog. Choker (=Chess+Poker), das man auch per App spielen kann. Auch Hikaru Nakamura hat sich schon am Choker versucht.

Als eigenständige Sportart durchgesetzt hat sich Choker nicht, doch die Kombination aus Schach und Poker eignet sich durchaus auch für gemütliche Vereinsturniere. Der ASK Salzburg richtete bereits 15 Kombiturniere aus (hier der Bericht aus 2022), und von den Schachfreunden Lichtental stammt das folgende urgemütliche Bild zweier Schachbretter am Pokertisch aus dem Jahr 2012:

Quelle: Schachfreunde Lichtental

Schach und Boxen

Die scheinbare Gegensätzlichkeit beider Sportarten macht den Reiz des Schachboxens aus. Aktionskünstler Iepe Rubingh hat das Schachboxen, inspiriert durch einen Comic, salonfähig gemacht. Die deutsche Schachspielerin und Schachgeflüster-Interviewgast Alina Rath ist zweifache Weltmeisterin, die Münchenerin Juliana Baron (Foto) amtierende Europameisterin. Hochburg in Deutschland ist neben Berlin auch Köln mit Schachgeflüster-Interviewgast Denno Probst.

Europameisterin Juliana Baron

Als weiterer nationale Verfechter gilt GM Arik Braun, und auch GM Elisabeth Pähtz lässt hin und wieder ihre Affinität zum Schachboxen durchblicken.

Ein groß vermarktetes Schachbox-Event in Los Angeles Ende 2022 (Bericht im Schachmagazin64) verlieh dem Schachboxen einen Schub. Bei dem Event versetzte der kanadische GM Aman Hambleton dem Engländer IM Lawrence Trent den K.O. Zudem gewann WGM Dina Belenkaya gegen Schachstreamerin Andrea Botez.

Aktuell scheint eine Professionalisierung des Schachboxens stattzufinden. Aus der hier vorliegenden Liste ist es die einzige Kombination, die sich wohl als eigenständige Sportart etabliert. Möglicherweise ist sie gerade deshalb so interessant, weil viele Menschen sich nicht vorstellen könnten, selbst Schachboxen zu betreiben (Skispringen-Effekt)?

Schach und Tennis

Die Idee, Schach mit Tennis zu kombinieren, ist nicht neu. Angeblich wurde die Idee in Baden-Baden geboren. Auf der Homepage des Deutschen Schachbundes gibt es einen Bericht, der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler (rechts) bei einem Schach-Tennis-Turnier im Jahr 2012 zeigt.

Foto: Deutscher Schachbund

Im Jahr 2018 wurde eine Weltmeisterschaft ausgetragen, die der Franzose und Carlsen-Sekundant GM Laurent Fressinet (oben schon als Schach-Poker-Liebhaber aufgeführt) gewinnen konnte. 2021 wurde angeblich der Österreicher Nico Moser Vizeweltmeister, ein Bericht der Veranstaltung war leider nicht zu finden.

Die ChessSports Association (CSA) ist auf den Schach-Tennis-Zug aufgesprungen und plant im August (12.-14.8.23) in Wien die zweite Auflage ihres Chess Tennis Masters. Ohnehin ist es ja der Ansatz der CSA, die Vorzüge des Schachs durch Kombination mit weiteren Sportarten hervorzuheben. Eine Galerie des Chess Tennis Masters 2022 findet sich hier.

Schach und Tauchen

Tauchschach ist die Kunst, in Luftnot gut Schach zu spielen. Die Regel lautet: pro Atemzug ein Schachzug. Die google-Suche spuckt die 1. Österreichische Betriebssport-Meisterschaft im Jahr 2020 als erste Tauchschach-Veranstaltung überhaupt aus. Darüber gibt es sogar ein YouTube-Video.

WIM Veronika Exler, die an der Seite von GM Stefan Kindermann Trainerin an der Münchener Schachakademie ist und während Corona die „Schachmillionenshow“ erfunden hat, ist eine der prominentesten Tauchschachsportlerinnen.

2021 fand die erste deutsche Meisterschaft im Tauchschach statt, den Titel holte sich Julian Maisch. Die Sieger der 2. Ausgabe in 2022 sind im Internet auf Anhieb nicht zu ermitteln. Das folgende Bild stammt aus dem Austragungsort, dem Ellwanger Wellenbad.

Schach und …

Es gibt noch viele weitere Sport- und Spielarten, die bereits in Kombination mit Schach versucht worden (in roter Farbe sind jeweils Berichte verlinkt), zum Beispiel

Eine nicht zu unterschätzende, weil allseits beliebte (gesundheitlich aber nicht zu empfehlende) Kombination ist Schach & einarmiges Reißen in der Halbliterklasse. Na dann, Prost!