142 Teilnehmer bei Schachgeflüster-Vortrag für die CSA

142 ! So viele Teilnehmer ließen sich für die Auftaktveranstaltung der ChessSports Association (CSA) am 14. November vor den Bildschirm locken. CSA-Präsident Harald Schneider-Zinner freute sich über eine 120-prozentige Steigerung der Anmeldezahlen im Vergleich zum letzten Jahr.

Den Vortrag an diesem Abend hielt Schachgeflüster-Moderator Michael Busse. Er referierte zum Thema „Schachressourcen im Internet„.

Die Einleitung bildete ein Zitat von ChessBase-Gründer Frederic Friedel:

Ich glaube, das Internet wurde für Schach erfunden.

Dieser Ausspruch zeigt nicht nur auf, wie das Schachspiel vom Internet profitiert hat. Er deutet auch auf die vielen Möglichkeiten zur Verbesserung hin, die den Schachspielern heute durch viele großartige Ressourcen im Internet zur Verfügung stehen.

Die von Michael Busse vorgestellten Tools sind die folgenden:

  1. Aimchess.com (Statistiken und Trainingstool)
  2. Chessvision.ai (Positionsscanner und YouTube-Videofinder)
  3. Chessevaluationtraining.com (Evaluationstrainer)
  4. Listudy.org (Blindschachtool)
  5. chess.com (Playzone und Analysetool)
  6. 365chess.com (Ausspielen von Endspielen)
  7. chessable.com (elektronisch unterstütztes Lesen von Büchern)
  8. chessbites.com (Eröffnungsneuerungen)
  9. decodechess.com (Partie- und Stellungsanalyse)
  10. chesspuzzle.net (Taktiktrainer)
  11. schachfuerkids.de (Kinderseite)
  12. noctie.ai (Live Insights)
  13. chesstempo.com (Universaltool)
  14. lichess.org (Playzone und sortiertes Taktiktraining)

Eines der wichtigsten Tools im Schach ist natürlich auch ChessBase, doch diesbezüglich verwies Michael auf den Online-Workshop des Württembergischen Schachverbandes am 22.11.

Die besondere Empfehlung von Michael galt dem Tool Aimchess. Hier gibt es nicht nur interessante Statistiken, sondern auch einzigartige Trainingstools wie den „Defender“, den „Blunder Preventer“, den „Opening Improver“ oder die Funktion „Retry Mistakes“. Ein Spezialtipp war auch das Tool listudy.org, weil man dort im Vergleich zu herkömmlichen Taktiktrainern die Taktiken zuende rechnen muss, bevor die Lösung angezeigt wird. Auf diese Weise trainiert man, mit der sog. „Restbildproblematik“ umzugehen.

Am Beispiel von noctie.ai zeigte Michael einen möglichen Trend der Zukunft auf, nämlich eine Direktanalyse des gespielten Zuges noch während der Partie („Live-Insights“ / „Teach as you play„). Dies ist natürlich nur in Trainingspartien erlaubt, aber warum warten wir heute eigentlich bis nach der Partie, um unsere Züge zu analysieren? Direktes Feedback bringt den größten Lerneffekt.

Besonders betonte Michael die Bedeutung des „intelligenten Taktiktrainings„. Das bedeutet, Taktiken nicht wild durcheinander zu trainieren, sondern nach bestimmten Kriterien ausgewählt, z.B.

  • Taktiken aus eigenen Partien (möglich mit der Aimchess-Funktion „Retry Mistakes“ oder mit „Puzzle Connect“ von Chessable)
  • Taktiken sortiert nach Eröffnungen, aus denen sie resultieren (bei lichess unter Aufgaben –> Aufgaben –> Aufgabenthemen –> by game opening)
  • Blindschachtaktiken mit listudy.org
  • Verteidigungstaktiken
  • Taktiken sortiert nach Mustern, um die Mustererkennung zu trainieren. Hier zeigte sich im Live-Versuch bei chess.com der „Vorführeffekt“, weil die gezeigte Taktik nicht zum Muster (Dauerschach) passte, jedoch gab Michael mit chesstempo.com und chesspuzzle.net zwei Alternativen an die Hand

Während der Demonstration der Tools gab es auch immer wieder die Möglichkeit, die eigenen Schachkenntnisse zu testen und bestimmte Stellungen zu lösen. Hierfür wurde der parallel laufende und von Harald Schneider-Zinner moderierte Chat genutzt.

Danach gab es noch rasch einige Zusatzfolien über Themen wie die besten Fundstellen für Lernvideos, empfehlenswerte YouTube-Kanäle, Möglichkeiten zur Trainersuche sowie zum Finden von Schachturnieren.

Michael Busse schloss mit dem Appell, dass die Teilnehmer nicht nur online spielen sollten, sondern Schach als Instrument zu menschlichen Begegnungen nutzen sollten, z.B. im Verein. Wie zu Beginn gab es auch zum Ende wieder ein Zitat, dieses Mal von WGM Jennifer Shahade, ergänzt um einen kleinen Zusatz:

„Gut im Schach zu sein bedeutet nicht nur, gut zuspielen, sondern es geht auch darum, wie gut du Schach nutzt, um dein Leben zu bereichern.”
….. und das Leben der anderen.

Im Anschluss an den Vortrag gab es noch kurz Gelegenheiten, Fragen zu stellen. Hier interessierten sich die Teilnehmer u.a. für die Kosten der Tools (die meisten sind kostenlos oder haben zumindest kostenlose Grundfunktionen) sowie für Fragen des optimalen Trainings, wie z.B. über den richtigen Medienmix zwischen Online-Training und „analogem“ Training mit einem Buch, oder die richtige Trainingsdauer. Michael verwies hierbei auch auf die Faustformel von GM Noel Studer, nach der ein Trainingsplan wie folgt aufgebaut sein sollte:

  • Ein Drittel Spielen & Partieanalyse
  • Ein Drittel Taktiktraining (Ergänzung von Michael Busse: intelligentes Taktiktraining, s.o.)
  • Ein Drittel Rest

Natürlich ließ Michael auch nicht die Gelegenheit aus, auf sein Buch „Der Schach-Booster“ zu verweisen, das ab 21. Februar im Buchhandel sowie auf amazon erhältlich sein wird. Besonders erfreulich war, dass am Ende des Vortrages (also nach über 90 Minuten) immer noch 120 von 142 Teilnehmern im Raum waren. Dies zeigt, dass das Thema für die Teilnehmer eine große Relevanz hat. Und natürlich ist es sowohl für den Vortragenden als auch für die Teilnehmer schön, auch mal Gesichter zu sehen, wenn man sich ansonsten im Podcast „nur“ hört.

Der gesamte Foliensatz mit allen Tipps von Michael kann –> hier <– gratis heruntergeladen werden.

Außerdem gibt es hier noch einen Artikel aus dem Schach-Magazin 64 über den Vortrag:

Nächsten Dienstag (21.11.23) wird FM Matthias Krallmann die Veranstaltungsreihe fortsetzen. Er wird seine Erfahrungen als Trainer von Ex-Europameister Matthias Blübaum sowie Jung-Nationalspieler Hussain Besou weitergeben. (EDIT: Krankheitsbedingt springt möglicherweise IM Harald Schneider-Zinner mit dem Thema „Die Kunst der Verteidigung“ ein.) Anmeldungen zu diesem Vortrag sowie zur gesamten Akademie sind auch kurzfristig noch möglich, vgl. das nachfolgende Plakat.


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