Vorbericht zum DSB-Kongress am 9. Dezember

Update vom 28.11.23: Der Bericht des Untersuchungsausschusses Finanzen liegt inzwischen vor. Es ist teils harter Tobak- lest selbst.

Update vom 25.11.23: Die Landesverbände haben inzwischen den Bericht der Untersuchungskommission vorgestellt erhalten. Er soll zeitnah veröffentlicht werden.

Update vom 23.11.23: Die Schach-Bundesliga hat inzwischen auf den Antrag zur Kündigung der Kooperationsvereinbarung reagiert und „großes Befremden“ zum Ausdruck gemacht. Lest hier die Stellungnahme (Fundstelle: schachbund.de).


Am 9. Dezember (ab 10 Uhr) findet ein außerordentlicher Kongress des Deutschen Schachbundes (DSB) statt. Der Kongress wird hybrid ausgetragen, d.h. sowohl in der Geschäftsstelle des DSB in Berlin als auch online über Zoom. Zu verfolgen ist der Kongress vermutlich wieder live auf dem Twitch-Kanal des DSB.

Die Vorgeschichte

Der Grund für den außerordentlichen Kongress ergibt sich aus TOP 15 des Protokolls des vorangegangenen Kongresses aus dem Mai. Bei diesem Punkt ging es um die Verabschiedung der Haushaltspläne 2024 und 2025. Dort heißt es: „Ingrid Lauterbach vertagt die Diskussion zum Haushalt auf einen außerordentlichen Bundeskongress im Herbst.

Die Finanzen des DSB waren zuvor – neben der Neuwahl des Präsidiums – das dominierende Thema der Sitzung im Mai gewesen. Anfang des Jahres hatte sich gezeigt, dass die Finanzen des DSB schlechter waren als angenommen. Der Maikongress setzte zur Untersuchung der Gründe eine Kommission ein. Außerdem wurde dort lebhaft über die finanziellen Beziehungen im Verhältnis zur Deutschen Schachjugend (DSJ) diskutiert. Die am Schluss des Kongresses geäußerte Ankündigung des Geschäftsführers der DSJ, Insolvenz anzumelden, konnte durch einen Schulterschluss abgewendet werden.

Im Vorfeld des Kongresses am 9. Dezember wird nun allgemein erwartet, dass der Untersuchungsausschuss seine Ergebnisse vorlegt. Dies soll am 25. November in einem Präsenztermin „im kleinen Kreis“ stattfinden. Der DSB-Kongress erhält die Ergebnisse dann im großen Kreis am 9. Dezember vorgestellt (Punkt 11 der Tagesordnung). Das Ergebnis dürfte bereits jetzt feststehen, denn DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach lüftete bereits an verschiedenen Stellen (u.a. im Schachgeflüster-Interview) etwas den Deckel: Es wurde falsch kalkuliert, aber die Gelder wurden satzungsgemäß eingesetzt. Es würde somit überraschen, wenn der Kongress ein rechtliches Vorgehen gegen das alte DSB-Präsidium oder den ehemaligen DSB-Geschäftsführer beschließen würde.

DSB-Kongress
Die Berichte (TOP 6)

Unter Tagesordnungspunkt 6 kommen die Berichte zur Sprache. Obwohl es ein außerordentlicher Kongress ist, müssen gemäß Satzung (§ 17 Nr. 3) alle relevanten Funktionsträger einen Bericht verfassen (hier wäre ein satzungsändernder Antrag vielleicht sinnvoll). Interessant sind die Berichte allemal, da sie Außenstehenden einen kleinen Blick in das Innenleben des DSB erlauben. Unter anderem ist im Tätigkeitsbericht der Präsidentin zu lesen, dass die DSJ im Finanzstreit mit dem DSB das Bundesschiedsgericht angerufen hat und eine außergerichtliche Einigung mit der DSJ gescheitert ist.

Die einzelnen Berichte lassen zudem auch wieder deutlich erkennen, wie sich jeder der Funktionäre (ehrenamtlich!) für den Schachsport einsetzt und welcher persönliche Aufwand hier zum Wohle der Gemeinschaft betrieben wird. Bei jeder Art (auch berechtigter) Kritik sollte dies stets mitbedacht werden.

Erfreulich zu lesen ist, dass an verschiedenen Stellen das Miteinander zwischen Präsidium und Geschäftsstelle gelobt wird. Eine Andeutung persönlicher Konflikte lässt allenfalls der Bericht des Vizepräsidenten Verbandsentwicklung Guido Springer erkennen, der schreibt: „Bezüglich des Referats Ausbildung muss ich leider feststellen, dass die Kommunikation mit dem Referenten nicht ganz einfach ist.“ Ein eigener Bericht des Referenten Ausbildung ist derzeit (Stand 18.11.23) auf der Übersichtsseite noch nicht zu finden.

Ebenso erfreulich liest sich der Bericht der Beauftragten für die Deutsche Schach Amateur Meisterschaft, Sandra Schmidt und Gregor Johann. Die DSAM ist die größte Turnierreihe in Deutschland und eine absolute Erfolgsgeschichte.

Das ewige Thema Mitgliederportal (TOP 8)

Mitgliederverwaltung, DWZ-Verwaltung und Ligenverwaltung sind grundsätzlich verschiedene Themen, aber IT-technisch hängen sie miteinander zusammen. Auf dem Bundeskongress in Ulm am 15. Oktober 2022 wurde die Einführung einer neuen Mitglieder- und DWZ-Verwaltung beschlossen. Die beim Schachverband Württemberg gehostete Kombination aus der Mitgliederverwaltung MIVIS und dem DWZ-System DeWIS, sollte durch ein neues Programm ersetzt werden. Ausgewählt wurde letztlich die Firma nu Datenautomaten GmbH.

So weit so gut, doch die Umsetzung scheint technisch hochkomplex. Gerade die Migration der bestehenden Daten ist nicht einfach. Großmeister Gerry Hertneck, ursprünglich gemeinsam mit Hessen-Präsident Filmann federführend in der beauftragten Arbeitsgruppe, zog sich bald aus dem Thema zurück. Die Aufgabe war ihm – neben seinem Amt als Referent Leistungssport – zu zeitintensiv. An seine Stelle rückte Andre Martin. Der Echtstart der neuen Anwendung sollte eigentlich Ende August 2023 erfolgen. Laut Bericht von Ingrid Lauterbach soll die Umstellung nun am 1.2.2024 erfolgen. Der Bundeskongress wird sich mit diesem gesamten Komplex unter Punkt 8 der Tagesordnung beschäftigen.


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Chessemy

Die Anträge (TOP 9 bzw. TOP 15)

Reichlich Zeit in Anspruch nehmen werden die Anträge. Stand 18.11.2023 liegen 15 satzungsändernde sowie 9 weitere Anträge vor (vgl. Übersichtsseite). Hier können daher nur einige ausgewählte Themen herausgegriffen werden:

Ausbildungsentschädigung

Der Schachverband Württemberg mit seinem Präsidenten Carsten Karthaus beantragt die Erarbeitung einer Rechtsgrundlage für eine Ausbildungsentschädigung beim Vereinswechsel von Kindern und Jugendlichen (U20). Ein Verein, der einen Jugendlichen trainiert und ausgebildet hat, soll vom aufnehmenden Verein eine Entschädigung verlangen können. Ziel ist es laut Antrag, die Jugendarbeit zu fördern.

Schachgeflüster-Meinung: Dem Ziel ist absolut zuzustimmen, doch Ausbildungsentschädigungen sind der falsche Weg. Sie lösen nicht nur bürokratischen Aufwand aus, sondern auch Streit und Zwietracht zwischen benachbarten Vereinen. Für talentierte Kinder und Jugendliche bilden sie ein Hindernis für einen – aus sportlichen Gründen ggf. sinnvollen – Vereinswechsel. Talente werden so in ihrer Entwicklung gehemmt und nebenbei noch zu Wirtschaftssubjekten gemacht. Ablösesummen sind etwas für den Profisport, aber nichts für Kinder und Jugendliche.

Schachgeflüster-Prognose: Der Antrag wird knapp abgelehnt.

Bildung eines Bundesrates

Ebenfalls der Württembergische Schachverband beantragt die Bildung eines Bundesrates, der aus den Vorsitzenden der Mitgliedsorganisationen des DSB bestehen soll (also Landesverbände, Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund, Fernschachbund, Problemschachvereinigung Schwalbe, Verein Schachbundesliga und Deutsche Schachjugend). Mit dem Bundesrat soll der Wegfall des Arbeitskreises der Landesverbände (AKLV) kompensiert werden, der sich im Oktober 2022 selbst auflösen ließ. DSB-Präsidentin Lauterbach steht dem Antrag nach eigenen Aussagen positiv gegenüber.

Schachgeflüster-Meinung: Die Landesverbände haben mit der Selbstauflösung des AKLV zum Ausdruck gebracht, dass sie sich in diesem Kreise nicht zu strukturierten Bearbeitungen von Themen in der Lage sehen. Wenn auf freiwilliger Basis ein solches Instrumentarium nicht funktioniert, dann sollte man die Beteiligten nicht per Satzung dazu zwingen. Der Mehrwert eines solchen förmlichen Organs für das Vorankommen des Schachs in Deutschland ist doch sehr fraglich, offensichtlich entsteht dadurch noch mehr Bürokratie, Abstimmungsbedarf und Streit um die Finanzierung.

Schachgeflüster-Prognose: Dem Antrag wird dennoch zugestimmt.

Änderung der Finanzordnung

Unter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich ein gemeinsamer Vorschlag von Schachbund und Schachjugend. Die gegenseitigen finanziellen Beziehungen sollen vereinfacht werden. Künftig soll beim DSB-Zuschuss an die Jugend nicht mehr zwischen festen und variablen Zuschüssen unterschieden werden. In der Vergangenheit hatte dies zu erheblichen Verstimmungen und administrativem Aufwand geführt.

Schachgeflüster-Meinung: Der Antrag ist begrüßenswert. Neben der Vereinfachung ist auch erfreulich, dass es sich um einen gemeinsamen Antrag von DSB und DSJ handelt. Das zeigt auf, dass beide Institutionen den Willen zur Zusammenarbeit aufweisen.

Schachgeflüster-Prognose: Dem Antrag wird einhellig zugestimmt.

Kündigung Kooperationsvereinbarungen DSB – Schachbundesliga e.V.

Der Berliner Landesverband strebt die Rückführung der Schachbundesliga unter das Dach des Deutschen Schachbundes an. Ursprünglich war der eigenständige Verein Schachbundesliga e.V. in der Absicht gegründet worden, die Vermarktung zu optimieren. Doch davon ist sie laut Berliner Antrag „meilenweit entfernt“. Die Liga hat über den reinen Spielbetrieb hinaus kaum Budget. Der Berliner Verband sieht in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ungenutzte Synergien mit dem Schachbund.

Schachgeflüster-Meinung: Dass die Vermarktungsaktivitäten der Schachbundesliga unzureichend sind, liegt auf der Hand. Einzelne Vereine wie der SC Viernheim bemühen sich um mediale Präsenz, aber völlig unkoordiniert mit dem Rest der Liga. Es fehlt zum Beispiel an einem zentralen Livestream während der Bundesligaspieltage. Dies ist aber nicht der Bundesliga, sondern den Bundesligavereinen selbst zuzuschreiben, die ihre Liga nicht mit den erforderlichen Mitteln ausstatten, sondern das Geld lieber für den Einsatz möglichst vieler und starker Großmeister ausgeben. Ob sich dieser Zustand bei einer Rückführung unter das Dach des DSB erheblich verbessert, darf jedoch bezweifelt werden. Der DSB nutzt seine eigenen Kanäle wie SchachdeutschlandTV selbst nur sporadisch, und nach außen hin waren in der Öffentlichkeitsarbeit des DSB in den letzten Jahren fast ausschließlich Berichte und Interviews von Paul Meyer-Dunker zu sehen. Der verlässt den DSB aber bekanntermaßen. Wer soll sich da beim DSB künftig noch zusätzlich um die Bundesliga kümmern?

Schachgeflüster-Prognose: Der Antrag wird deutlich abgelehnt.

Änderung der Turnierordnung Deutsche Meisterschaft

Der Berliner und der Niedersächsische Landesverband beantragen gemeinsam eine strukturelle Änderung bei den Deutschen Meisterschaften. Den Landesverbänden ist es wichtig, ihre jeweiligen Meister zur deutschen Meisterschaft entsenden zu können. Dies führt dazu, dass die deutsche Meisterschaft nicht unbedingt das Top-Turnier der besten deutschen Spieler darstellt. Deutscher Meister wird daher ein Spieler, der nicht zwingend zu den Besten gehört. Die nationalen Stars treten in einem separaten Turnier gegeneinander an, nämlich dem German Masters. Dieses zählt aber im internationalen Kontext nicht als deutsche Meisterschaft. Das ist zum Nachteil von unseren Spitzenspielern wie Keymer, Pähtz und Wagner, die aufgrund internationaler Regularien durch ihre Teilnahme am German Masters keine Punkte sammeln können, um sich potenziell fürs Kandidatenturnier zu qualifizieren. Mit dem Antrag soll das bisherige German Masters einen Teil der deutschen Meisterschaft bilden.

Schachgeflüster-Meinung: Dem Antrag sollte stattgegeben werden. Es ist nach außen hin nicht erklärbar, warum jemand deutscher Meister ist, der gar nicht im Turnier der Besten mitspielt. Außerdem wäre es tragisch, falls Vincent Keymer die Qualifikation fürs Kandidatenturnier nur deshalb verpassen würde, weil die Schachverwaltung nicht bereit ist, ihre Meisterschaftsstruktur zu ändern. Der vorliegende Vorschlag, die deutsche Meisterschaft in zwei Klassen aufzuteilen (Meisterklasse und Kandidatenklasse) berücksichtigt auch die Interessen der Länder, ihre Landesmeister zur deutschen Meisterschaft entsenden zu können, auch wenn dies dann „nur“ die Kandidatenklasse ist.

Schachgeflüster-Prognose: Der Antrag wird – wenn auch knapp – von den Landesverbänden erneut abgelehnt.


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Weitere Anträge

Weitere Anträge betreffen u.a. folgende Themen:

  • 2. Bundesliga – mindestens eine Frau pro Mannschaft pro Spieltag
  • Angleichung Honorare Nationalmannschaft
  • Schiedsrichtervergütung
  • Einführung einer Mitgliederverwaltungsordnung
  • Durchführungsform von Bundeskongressen als Online-Kongress
Die Wahlen (TOP 10)

Das vierköpfige DSB-Präsidium steht, und auch einige vakante Rollen sind im Nachgang zum letzten Kongress besetzt worden. Jedoch handelt es sich hierbei um vorläufig verliehe Ämter, die der Kongress nun formal bestätigen muss. Dies betrifft den kommissarischen FIDE-Rating-Officer Andreas Klein, den Referenten Breitenschach Markus Hormuth sowie den Referenten Onlineschach Christian Kuhn. Dass sich für die weiterhin vakante Aufgabe als Referent Öffentlichkeitsarbeit ein Kandidat findet, ist unwahrscheinlich. Zuletzt war die Rolle mit Anna Mondry besetzt, die aber kaum 5 Monate nach ihrer Wahl im Oktober 2021 den Rücktritt erklärte. Etwaige Interessenten werden möglicherweise erst einmal abwarten, wie die hauptamtliche Rolle des Mitarbeiters Öffentlichkeitsarbeit in der Geschäftsstelle besetzt wird, die nach dem bevorstehenden Weggang von Stelleninhaber Meyer-Dunker nun ausgeschrieben ist.

HAUSHALT – Der Hauptgrund für den Kongress (TOP 13/14)

In Sachen Haushalt steht zunächst der Nachtragshaushalt 2023 als TOP 13 auf der Tagesordnung. Was hier noch zu beschließen ist, ergibt sich weder aus dem Protokoll des letzten Kongresses noch aus dem Bericht des DSB-Vizepräsidenten Finanzen, Axel Viereck.

Die Verabschiedung des Haushaltes 2024/2025 als Kernpunkt des Kongresses taucht in der Einladung erst unter TOP 14 auf. Die Delegierten werden sich also etwas gedulden müssen, bevor der Hauptgrund des Termins überhaupt zur Sprache kommt. Verschiedene Facetten wie z.B. die finanziellen Beziehungen zur DSJ und die Kosten der neuen Mitgliederverwaltung werden hier sicherlich zur Sprache kommen und dafür sorgen, dass die Diskussion kontrovers oder zumindest lebhaft geführt wird. Die bei den Perlen vom Bodensee aufgeführten Fragen des NSV-Landespräsidenten Michael S. Langer geben einen kleinen Vorgeschmack auf die zu vermutenden Diskussionen.

Ein weiterer potenzieller Streitpunkt sind die Beiträge, die an den DSB abzuführen sind. Der letzte Kongress hatte zur Stabilisierung der DSB-Finanzen eine befristete Erhöhung beschlossen. Doch bereits jetzt scheint klar, dass eine Absenkung auf den Ausgangswert Wunschdenken ist. Auf der Einnahmenseite ist auch die Sponsorensuche noch unbearbeitet. Der DSB vertraut hier weiter auf seine langjährigen Sponsoren UKA, Krulich, ChessBase und Niggemann. Ob die Sponsorenfindung tatsächlich eine derart langfristige Angelegenheit ist oder ob das Thema schlichtweg bislang keine Priorität genoss, könnte eine weitere Frage sein, die auf dem Kongress gestellt wird.

Was fehlt?

Wie schon bei den letzten Kongressen fehlen Überlegungen zur Frage, wie mehr Mitglieder für die deutschen Schachvereine gewonnen werden können. Allenfalls in den Berichten des Referenten Onlineschach (mit interessanten Ideen, trotz fehlenden Budgets) kommt dieser Aspekt zur Sprache, jedoch nicht als eigener Diskussionspunkt auf dem Kongress. Schach feiert einen weltweiten Boom, Millionen von Menschen in Deutschland spielen online Schach. Ideen oder Instrumente seitens des Schachbundes wären vielen Vereinen sicherlich willkommen. Es besteht jetzt die einmalige Chance, die Mitgliederzahl auf die magischen 100.000 hochzuschrauben. Die Erfolgsgeschichte von Vincent Keymer kommt gerade zur rechten Zeit.

Doch scheinen solch trivial-wichtigen Themen nicht zur Logik solcher Kongresse zu passen, nämlich Angelegenheiten in Form von „Anträgen“ einbringen zu müssen. Zudem verweisen Bundes- und Landesfunktionäre beim Thema Mitgliedergewinnung immer wieder darauf, dass dies „Sache der Vereine“ sei. Formal mag dies zutreffen, im Sinne der gemeinsamen Sache bringt dies aber unseren Sport nicht weiter. So sieht dies immerhin auch der Beauftragte für Mitgliedergewinnung Gerhard Prill in seinem Bericht.

Was zudem nicht auf der Tagesordnung zu finden ist, ist die Ehrung von Persönlichkeiten, die sich – auch außerhalb der Schachblase – um die positive Darstellung unseres Sports in der Öffentlichkeit verdient gemacht haben. Dem Schachbund steht dabei ein wunderbares Instrumentarium zur Verfügung, nämlich der Deutsche Schachpreis, über dessen Spielregeln es sogar eine eigene Ordnung gibt. Demnach soll der Schachpreis jährlich verliehen werden, und zwar in sechs Kategorien. Zuletzt wurde der Preis laut DSB-Homepage im Jahr 2020 vergeben. Ein Vakuum, das dazu geführt hat, dass inzwischen in privater Initiative der Deutsche Schachkommunikatorpreis ins Leben gerufen wurde.

Fazit

Den Delegierten steht ein wichtiger Kongress bevor. Es besteht die Chance, einen Schlussstrich unter die finanziellen Versäumnisse der Vergangenheit zu ziehen. Sofern die – absehbar schwierigen – Beratungen über den Haushalt zu einem Ergebnis kommen, sind damit die Weichen für die kommenden Jahre auch in finanzieller Hinsicht gestellt. Formale Fragen wie Gremienzuständigkeiten und Ordnungen können dann – so die Hoffnung – wieder in den Hintergrund rücken, um Platz zu machen für die Beschäftigung mit inhaltlichen Themen wie die optimale Förderung des Leistungssports und des Mädchen- und Frauenschachs sowie die Mitgliedergewinnung.


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Redaktioneller Hinweis: Sollten sich im Zuge der weiteren Vorbereitungen des Kongresses neue Erkenntnisse ergeben, werden sie laufend in diesen Vorbericht eingearbeitet.