Remis gegen die Deutsche Meisterin!

Auf Einladung von Ralph Ockert durfte ich am 21. November 2023 an einer Simultanveranstaltung zugunsten von WIM Kateryna Dolzhykova teilnehmen. Sie ist amtierende Deutsche Meisterin (vgl. Bericht des Schachbundes).

Kateryna wurde in der Ukraine geboren und kam im Zuge des Krieges nach Deutschland. Sie ist mit dem Schachspieler FM Samuel Weber in einer Beziehung. Nach eigener Aussage trainiert sie pro Tag fünf bis sechs Stunden Schach. Außerdem arbeitet sie an ihrem Deutsch. Mittlerweile kann sie sich auf Deutsch ganz gut verständigen und wird in Kürze auch beim Schachgeflüster Podcast zu hören sein.

Organisator dieser Benefizveranstaltung zugunsten von Kateryna war die Schach-Betriebssportgruppe der DZ Bank. Namentlich sind das in erster Linie Ralph Ockert-Zuber und Silvia Elpelt. Die beiden stellen nicht nur diverse Veranstaltungen für Kateryna auf die Beine, sondern managen auch eine unternehmensübergreifende Betriebssport-Community mit dem Namen „DZ Bank & Friends“.

So kam es, dass mit Maximilian Meinhardt (rechts im Bild) auch ein Internationaler Meister am Start war. Sein Arbeitgeber d-fine (ein Beratungsunternehmen, das auch den SC Viernheim sponsert) ist auch ein Teil dieser Community.

Auch Bundesbank-Mitarbeiter und Hobby-Schachjournalist Gerd Densing war vor Ort und war für die Fotos verantwortlich.

Hier ein Bild der gesamten Gruppe (vorne Silvia Elpelt von der DZ Bank und Kateryna)

Die Stimmung war sehr gelöst, was zu großen Teilen an Katerynas herzlicher Art lag. Hier sieht man sie gemeinsam mit mir (linkes Bild) bzw. mit Gerd Densing.

Der heutige Termin war tatsächlich mein erstes Simultan überhaupt. Ich wohnte zwar dem Blindsimultan-Weltrekord von FM Marc Lang in Plochingen bei, aber nur als Zuschauer. Die wichtigsten Regeln teilte Ralph Ockert zu Beginn mit: Züge immer erst ausführen, wenn die Simultanspielerin am Brett steht. Und wenn man noch nicht so weit ist, dann darf man auch einmal aussetzen.

Mit meiner eigenen Partie bin ich mehr als zufrieden, denn ich erreichte tatsächlich ein Remis. Im Duell eins gegen eins wäre ich natürlich chancenlos, aber die ungleich verteilte Bedenkzeit gab mir Chancen.

Schachtermine

Zu Beginn der Partie überraschte mich Kateryna gleich mit der Variante 1. e4 c6 2. d3. Ich hatte hier bisher fast nur 2. d4 gesehen, aber nicht 2. d3. Man nennt dies die Breyer Variante, benannt nach dem Ungarn Gyula Breyer. Ob Kateryna dieses Video von IM Alex Astanah gesehen hat? Weiter ging es mit 2. …d5 3. Sd2 e5 4. Sf3. Doch als ich im 4. Zug nicht die Theorie (4. … Ld6) spielte, sondern abwich (4. … Lg4), musste auch Kateryna erstmals überlegen.

43 Mal kam Kateryna insgesamt an meinem Brett vorbei, und bei jedem Zug kam die Frage auf: Habe ich mir den richtigen Zug überlegt? Und wie wird sie reagieren?

Im 12. Zug griff ich erstmals leicht fehl. Hier wäre laut Engine besser gewesen, mit dem Springer oder dem Läufer auf d5 zurückzunehmen anstatt wie von mir gespielt cxd5, da dies zu Lb5+ einlädt (was zwei Züge später kam).

Doch die Laune blieb gut und die Zuversicht groß, denn in einer Reihe von Situationen fand ich den richtigen Zug.

So war zum Beispiel in dieser Situation der einzige Zug, der den Ausgleich hält, die kurze Rochade, die ich dann auch spielte.

Einige Züge später ging es dann Richtung Endspiel. In der folgenden Stellung hätte Elisabeth Pähtz Tfc8 gezogen:

Diesen Tipp bekam ich natürlich erst viel später. In der Partie entschied ich mich für a6 nebst b5, um das Feld e1 für meinen Turm freizuräumen. Das war auch nicht verkehrt.

Nach dem Tausch der Türme kam es zu folgender Stellung, in der ich wieder eine Ungenauigkeit beging:

Ich spielte Sd6, um dem Läufer das Feld b7 wegzunehmen. Sc7 wäre mit Tempo gekommen und hätte mir – auch nach bzw. trotz Lb2 – ermöglicht, meinen König zu zentralisieren. So schritt Kateryna mit ihrem König über f2, e3, d4 und c5 heran. Ich konnte mich gerade noch mit Kc7 in die Opposition retten.

Nach dem Tausch der b-Bauern und einigem Manövrieren mit Läufer und Springer hatte Kateryna eine leicht bessere Stellung und hätte mich noch etwas „kneten“ können. Aber auch mein Springer hatte immer das Potenzial zu einer Gabel, und so bot sie Remis an, das ich natürlich freudig annahm.

Das Original Partieformular sieht etwas wild aus, weil ich gleich im dritten Zug vergessen hatte, meinen eigenen Zug zu notieren, was ich dann erst bei Zug 7 merkte.

Am Ende gab es dann auch noch eine Belohnung in Form einer Teilnehmerurkunde – eine schöne Erinnerung an eine gelungene Veranstaltung.

Im Gegensatz zu den vorigen Ausgaben musste Kateryna an diesem Abend etwas Federn lassen, denn sie verlor 6 Partien, remisierte 3 und gewann 10. Garry Kasparov hätte sich hier sicherlich über die Stärke des Feldes beschwert – wie 2011 bei einer Simultanveranstaltung in Johannesburg.

Herzlichen Dank an die DZ Bank, insbesondere Ralph Ockert-Zuber und Silvia Elpelt, an Gerd Densing für seine Fotos und natürlich an die sympathische Kateryna. Alles Gute weiterhin und auf Wiederhören im Schachgeflüster Podcast!

Das nächste Highlight für die Betriebssportler ist übrigens die Deutsche Betriebssportmeisterschaft in Dresden vom 18. bis 21. Januar 2024. Allen Teilnehmern wünsche ich viel Erfolg!

Von den schönsten Bildern habe ich noch ein kurzes Video verfasst, das Ihr Euch gerne hier ansehen könnt (die Schlussstellung stimmt nicht ganz, das Foto stammt von ein paar Zügen vorher…).


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Chessemy