Xenia Bayer besucht das Schachmuseum Klagenfurt

Im März 2023 erschien der Podcast von Xenia Bayer über ihren Besuch im Schachmuseum Klagenfurt. Über das Museum hatte ich bereits zuvor eine Podcastfolge mit der Direktorin Melanie Auguszt gemacht.

Schachmuseum

Zum Podcast Xenia Bayer besucht das Schachmuseum

Schachmuseum Klagenfurt

Zum Podcast mit Museumsdirektorin Melanie Auguszt

Hier kommt das Episodenskript von Xenia Bayer:

Xenia Bayer besucht das Schachmuseum Klagenfurt

Hallo liebe Zuhörer, ich heiße Xenia Bayer und das ist mein Podcast „Schach für Kinder“! Heute gibt es eine Extrafolge von meinem Podcast, und Ihr erfahrt gleich warum.

Ich bin in Klagenfurt am Wörthersee, in Österreich. Am 1. Dezember wurde hier das größte Schachmuseum Europas eröffnet. Gehen wir rein…

Die Ausstellung heißt „Schach der Kontinente“. Der erste Raum ist dem Kontinent „Afrika“ gewidmet.

Tierisches Afrika

Afrikanische Masken und Skulpturen zieren die Raumwände. Auf dem Sandboden stehen Schachtische und unzählige Schachsets. Jedes Set ist einzigartig: z.B. gibt es eins aus Simbabwe: die weißen Figuren sind aus Speckstein und die schwarzen aus schwarzem Meteorit gefertigt worden. Oder ein Ton Schach aus Burkina Faso: hellblaue und braune kleine Menschenfiguren mit großen Köpfen und runden herausragenden Augen; das Schachset aus Kenia mit Figuren, die afrikanischen Masken ähnlich sehen, ist aus Rosenbaumholz geschnitzt.

Umgeben von schwarzen Elefantenstatuen aus verziertem Holz steht ein Schachtisch mit weißen und rosa Holzfiguren. Daneben ist ein Tisch mit Tierfiguren: die Bauern sind Zebras, die Türme sind Elefanten, die Springer sind Hyänen und die Läufer sind Affen, die Dame ist ein Leopard und der König ist ein Löwe.

Unter dem Tisch, halbversteckt im Sand, liegt mein Lieblingsset: ein rundes schwarz-blaues Schachbrett, mit Nashörnern verziert, mit Schachfiguren, die wie Felsformationen aussehen.

Ein paar Schritte weiter ragt aus der Ecke eine Pyramide aus Ägypten, auf deren Spitze eine Pharaobüste thront. Neben der Pyramide steht ein Schachtisch im Kamelform mit einem weichen Kissen als Rücken.

In meinen Blick fällt ein Schachbrett, auf dessen Feldern der Skarabäus, ein Schutz-und Glücksbringer, gemalt ist. Die Schachfiguren sind: der als Falke dargestellte Gott des Himmels Horus, der Gott der Totenriten Anubis mit einem Schakalkopf, die Göttin der Fruchtbarkeit Bastet, der Pharao und seine Gemahlin.

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Vielfältiges Asien

Der Kontinent „Asien“ ist der nächste Punkt der Ausstellung.

Ein mit typischen Ornamenten verziertes Schachbrett aus Kasachstan steht neben einem grau-braunen Marmorset aus Afghanistan. Ein mongolisches Reiseschach mit lustigen roten und orangenen Dickfiguren benachbart die Schachvariante aus Süd Korea: Janggi (Changgi) und aus Knochen geschnitzte Figuren aus Vietnam.

Der chinesische Kaiser mit seinen Kriegern aus Terrakotta wartet auf die nächste Schlacht auf dem schwarz-roten Schachbrett.

Auch hier hat ein Set mein Herz erobert: ein holzumrahmtes Schachbrett aus Keramik mit Motiven der japanischen Natur und Architektur: die traditionellen japanischen Häuser Minka, der Berg Fuji versteckt sich hinter den Wolken, die Berglandschaft mit Wäldern und Flüssen trifft auf den Ozean. Die Schachfiguren aus Holz repräsentieren eine japanische Kaiserfamilie.

Neben dem Schachtisch aus Bombay hängt ein Porträt des 15. Schachweltmeister aus Indien Vishy Anand.

Die ganze Wand gegenüber ist den Schachweltmeistern gewidmet: hier findet man ihre Porträts und kurze Biografien von Jose Raul Capablanca, Emanuel Lasker, Max Euwe, Michail Botwinnik, Boris Spasski.

Zwischen den verschiedenen Schachsets habe ich hier das Dubrovnik-Schachset gefunden, das für die Schacholympiade 1950 in Jugoslawien entworfen wurde. Das „Dubrovnik-Set“ war das Lieblingsset von Bobby Fischer. Mit einem solchen Set spielte Bobby Fischer gegen Boris Spasski 1992 im Fischer-Spasski-Rückkampf.

Ein schönes Schachset mit Matrjeschkas, Bojaren und dem Zar aus Russland könnte ein Lieblingsset von allen Kindern sein. Genauso das Marienkäfer-Schachset: die roten Steine sind mit goldenen Käfern und die gelben Steine mit roten Käfern bemalt. Wie man die Figuren des Marienkäfer-Schachsets unterscheiden kann, blieb für mich allerdings ein Geheimnis.

Zum Podcast

Historisches Amerika

Der Kontinent „Amerika“ ist unsere nächste Station. Hier findet man buntbemalte Schachbretter mit Figuren in lateinamerikanischer Tracht, ein Maya-Schachset aus Peru oder ein Indianer-Schachset. 

Einige Sets sind berühmten Menschen wie Charlie Chaplin, Marilyn Monroe oder Columbus gewidmet. Bei dem Columbus-Schachset haben mir besonders die großen Segelschiffe als Bauer gefallen. 

Es gibt hier auch ein paar lustige Sachen wie ein Schachset mit Cola-Dosen oder rosa Clowns. 

Die Kammer der Geheimnisse

Ich drehe mich um und stehe vor der Kammer der Geheimnisse.

Es wird spannend! Ich gehe rein. Alles ist dunkel. Plötzlich kommt ein Licht aus der Ecke und ein wunderschönes Schachset taucht auf. Die aus Elfenbein geschnitzten Figuren stehen auf dem in Perlmutt eingelegtem Brett. Dieses Set stammt aus Sudan und wird mit 1820 datiert. Daneben ist noch ein Schatz: mit Gold verzierte Porzellanfiguren aus Ungarn.

In der Mitte der Kammer sehe ich fliegende Schachfiguren: es ist ein magisches Flugschach mit 6 Seiten, ein so genanntes Hexaschach.

Mystisch sieht auch ein überlanger Schachtisch aus, der aus 42×8= 336 Feldern besteht. Auf diesem Tisch kann man monatelang eine Schachpartie spielen. Interessant ist auch ein Quadro-Schach, das auf aufeinander gestapelten Tischen gespielt wird. Sowie ein rundes Schachbrett, das eine optische Täuschung eines Schwarzen Lochs darstellt.

In der Ausstellung findet man auch das kleinste Schachset der Welt. Eingebaut in eine Walnuss, ist es nur 1 cm2 groß und hat 5×5 Schachfelder. Es ist ein kleines Häuschen von einem Zwerg. Auf einer Seite der Walnussschale befindet sich ein Regal mit Büchern, einer Teetasse und einer Tischlampe. Auf der anderen Seite sitzt der Zwerg am Schachtisch und spielt mit winzigen Schachfiguren.

Die Weizenkornlegende wird hier auf eine eigene Art dargestellt: auf dem mit Kaffeebohnen bedeckten Tisch steht ein Glaschachbrett mit gelben Feldern. In die dunklen Felder sind Kaffeebohnen eingebaut. Die Schachfiguren aus hellem und dunklem Glas spiegeln sich im Brett.

Deutschlands umfassendster Schachkalender

Kulturelles Europa

Zuletzt schauen wir uns den Kontinent „Europa“ an. Die Kultur der einzelnen europäischen Länder spiegelt sich in den Schachfiguren wieder. 

Der König, die Dame und der Läufer tragen mittelalterliche Gewänder. Der Läufer hält in der einen Hand einen goldenen Stab mit einem Kreuz als Spitze und in der anderen Hand eine Schriftrolle. Der König trägt einen goldenen Hut und hält einen Zepter in seiner linken Hand. Die wie Ritter aussehenden Bauern tragen eine Rüstung, einen roten gepolsterten Rock und ein Schild auf dem eine Fledermaus abgebildet ist. Die Fledermaus ist das Wappentier vieler spanischer Städte. 

Auch bei dem Schachset aus Malta sieht man den Einfluss des Landes und seiner Nachbarn. Malta gehörte über die Jahrhunderte zu vielen verschiedenen Reichen im Mittelmehr, unter anderem zum römischen Reich und zum Byzantinischem Reich und das sieht man in den maltesischen Schachfiguren: es sind die römischen und griechischen Götter der Antike.

Die Bauern sind der Kriegsgott Ares, der eine große Lanze und einen Kriegshelm trägt. Die Türme stellen die Göttin der Gerechtigkeit Justitia mit einer Waage in der linken Hand dar. Die Springer zeigen beide die Göttin der Jagd Artemis mit der Hirschkuh. Die Göttin des Glückes und des Schicksals Fortuna verkörpert den Läufer. Man erkennt sie vor allem an dem Füllhorn in ihrer Hand, welches Früchte und Blumen hervorbringt. Das Königspaar ist Hera, die Göttin der Ehe und der Frauen begleitet von einem Pfau und der oberste Gott Zeus mit einem Blitz in seiner Hand.

Die Räuchermännchen aus dem Erzgebirge repräsentieren hier Deutschland. Grüne und rote Holzfiguren mit kleinen Pfeifen im Mund wurden Mitte des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal produziert, um den Räucherkerzen, die man an Weihnachten anzündet, ein schönes Behältnis zu bieten. Hier stehen sie als wunderschöne Schachfiguren.

Am Ende der Ausstellung entdecke ich eine Reproduktion von Lewis-Schachfiguren aus dem 12. Jahrhundert. Ein stehender, bärtiger Krieger, der in der rechten Hand ein Schwert und in der linken Hand einen Schild hält, repräsentiert den Turm und heißt Wächter. Die Dame und der König sitzen auf ihren Thronen. Der Bischof ist mit einem Bischofsstab und einer Bibel ausgestattet. Die Springer sind Krieger auf Pferden. Ursprünglich kommen Lewis-Schachfiguren aus Norwegen, entdeckt wurden sie im 19.Jahrhundert auf der schottischen Insel Isle of Lewis. 

Ich bin vom Schachmuseum begeistert und möchte gar nicht weggehen! 

Noch eine Runde durch das Museum…

Bis zum nächsten Mal!

Eure Xenia Bayer

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