Neuer Schachmäzen stiftet Deutschen Schachkommunikatoren-Preis

Dr. Harald Zaun ist ein neuer Mäzen in der deutschen Schachlandschaft. Der 61-jährige Wissenschaftsautor wird in Kürze den Deutschen Schachkommunikatoren-Preis ins Leben rufen. Dieser teilt sich auf in den Sonja-Graf-Preis sowie den Johann-Allgaier-Preis. Beide Kategorien sind jeweils mit stattlichen 5.000 Euro dotiert. 

Zaun hat sich in der Wissenschaftsszene einen Namen als erfolgreicher Autor, Historiker und Philosoph gemacht. Seit 1997 hat er mehr als 1000 Artikel auf Print- und Onlineebene verfasst. Insbesondere auf dem Feld der Suche nach außerirdischem Leben (SETI – Search for Extraterrestrial Intelligence) ist er in Erscheinung getreten – nicht als Spinner, der an grüne Marsmännchen glaubt, sondern als Wissenschaftler. Zaun ist häufig an der Seite des TV-Wissenschaftlers Prof. Dr. Harald Lesch zu finden. Gemeinsam haben sie mehrere Bestseller verfasst, zuletzt das Buch “Die unheimliche Stille – Warum schweigen außerirdische Intelligenzen und Superzivilisationen?

Zaun (im Vordergrund) bei einer Autogrammstunde 2008 gemeinsam mit Prof. Dr. Harald Lesch. Foto: Wikipedia

Vor kurzem hat Zaun das Schach für sich entdeckt. Mit 12 Jahren habe er es zwar schon gelernt, aber die Netflix-Serie Damengambit habe ihn inspiriert, berichtet er. Besonders die Förderung des Frauenschachs liegt ihm seither am Herzen. Zeitweise sponsert er im Stillen einige weibliche Schachtalente im Rahmen von Mikrostipendien. Eine bekannte Schachpersönlichkeit habe ihm geraten, stattdessen lieber den männlichen Nachwuchs zu fördern, berichtet er. Aus sportlicher Sicht ist dieser Ratschlag sicherlich nachvollziehbar, aber Zaun geht es nicht um ein Investment. Er will Zeichen setzen und Frauen zum Schachspielen animieren. 

Ob er auch selbst zu den Schachfiguren greift? Gegen Menschen spiele er nicht gerne, verrät er. Ein Verein sei nichts für ihn, und auch online spielt er am liebsten gegen Bots. Bei den Taktikrätseln von chess.com habe er sich bis auf eine Zahl von knapp 2000 hochgearbeitet. Außerdem nimmt er Training bei der deutschen Schachmeisterin und Nationalspielerin Lara Schulze. Warum das Ganze? “Für mich ist Schach das beste Anti-Demenztraining.” 

Der dezente Hinweis aufs eigene Alter passt eigentlich so gar nicht zu Zaun, der durchaus einen Hang zur Eitelkeit versprüht. Anstatt einer normalen Lesebrille trägt er beispielsweise bei Zoom-Interviews lieber eine getönte Lesebrille, denn “normale Lesebrillen machen alt”.  

Foto: Archiv Dr. Zaun

Eine begrüßenswerte Eigenschaft an Zaun: Er lässt sich beraten. Sandra Schmidt, ehemalige Breitensportreferentin im DSB, hat ihm bei der Auswahl der Stipendiaten sowie bei der Zusammenstellung der Jury für seinen Schachpreis geholfen. Eine Hand wäscht die andere, denn Zaun hatte zuvor die von Schmidt begründete “Obstoffensive” des Deutschen Schachbundes – neben anderen Förderern – finanziell unterstützt. Und als ich ihm mögliche Namensgeber für die beiden Schachkommunikatorenpreise (Sonja Graf und Johann Allgaier) vorschlug, nahm er dies ebenso dankbar an. Im Gegenzug gab er mir Tipps für mein eigenes Buch, das gerade in Entstehung ist. 

Zaun ist überdies kontaktfreudig und zeigt auch vor bekannten Namen keine Scheu. The Big Greek und Niclas Huschenbeth zählen zu seinen Kontakten. Elisabeth Pähtz bezeichnet er gar als Freundin. Als die drei neulich “auf Einladung eines Mäzens” einen geselligen Abend im schicken Cumberland in Berlin verbrachten, steckte Zaun dahinter und war auch zugegen. In dem historischen Gebäude in Berlin wurden einige Szenen für die Netflixserie „Das Damengabit“ gedreht. 

Foto: Instagram-Account von thebiggreekschach

Bisher blieb Zaun in der Schachszene weitgehend im Hintergrund, doch nun will er sich zeigen. “Wir werden die Schachwelt mit diesem Preis aufrütteln”, so sagt er selbstbewusst. Falsche Bescheidenheit lässt er sich in keinem Falle vorwerfen. 

Mit “Wir” meint er in erster Linie seine Jury, die aus vier Personen bestehen soll: Anita Stangl (die Frauenbotschafterin des Deutschen Schachbundes), Tatiana Flores Bernholz (Schachjournalistin und Schachweltmeisterin der Behinderten), Sandra Schmidt (Internationale Schachschiedsrichterin und aktive Spielerin) und Dr. Helmut Pfleger. Niemand Geringeren als die Schachlegende aus Bamberg konnte Zaun als Vierten im Bunde für dieses Amt gewinnen. 


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Wann und wie der Preis verliehen wird, steht noch nicht fest. Die Satzung ist aktuell noch in Bearbeitung, die Homepage soll in Kürze online gehen. Es soll zwei Kategorien geben, den Sonja-Graf-Preis (Preisgeld: 5000 Euro) und den Johann-Allgaier-Preis (Preisgeld: 5000 Euro). Das legt nahe, dass es einen männlichen und einen weiblichen Sieger geben wird. Der Preis geht somit an den bzw. die beste(n) Schachkommunikator(in). Der Begriff ist bewusst weit gewählt, es fallen Streamer, YouTuber, Buchautoren, Blogger, Podcaster und alle Arten von Schachjournalisten darunter, mitunter auch Schachlehrer. 

Die Namensgeber der Preise, Sonja Graf und Johann Baptist Allgaier, sind interessante Figuren. Wäre Vera Menchik nicht gewesen, so wäre Sonja Graf vermutlich die erste Schachweltmeisterin geworden. Allgaier dagegen kann als erster deutscher Schachkommunikator bezeichnet werden: Er schrieb 1795 das erste Schachlehrbuch in deutscher Sprache, die “Neue theoretisch-praktische Anweisung zum Schachspiel.” 

Ob Zaun nun auch als Sponsor des Deutschen Schachbundes in Frage kommt? Eher nicht. Er habe sich erkundigt, und was er gehört habe, habe ihn “desillusioniert”. Er will lieber unabhängig bleiben und selbst entscheiden, was mit seinem Geld geschieht. Ein echter Mäzen eben. 


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