Die Turnierszene lebt!

In der Ausgabe April 2023 des Schachmagazin64 erschien ein Artikel über die Schachturnierszene in Deutschland. Der Artikel ergänzt den Podcast zu den 20 größten Schachturnieren in Deutschland.

Hier der Bericht als pdf-Datei und dann anschließend nochmals in Textform, ergänzt um einen Ausblick fürs Jahr 2024:

Turnierspieler in Deutschland können sich auf spannende Zeiten freuen. Die Schachturnier-Szene in Deutschland lebt aktuell wieder auf. Ein Teilnehmerrekord jagt den nächsten. Dies liegt nicht nur daran, dass der Schachbund im letzten Jahr wieder einiges an Mitgliedern zugelegt hat. Viele Spielerinnen und Spieler möchten nach den Entbehrungen der Corona-Jahre einfach wieder Turnierluft schnuppern und sich untereinander treffen. Und das von Angesicht zu Angesicht und nicht nur am Computer. 

Der folgende Überblick zeigt die nationalen Turnierhighlights im Restjahr 2023 auf und gibt einen Ausblick auf das, was uns im kommenden Jahr erwartet. 

April: 

Während Ding Liren und Ian Nepomniachtchi um die WM-Krone kämpfen, lädt Sven Noppes vom 6. bis 10. April ins Bundesligadorf Deizisau. Dort veranstaltet er das 20. Internationale Neckar-Open. Überraschend ist dies deshalb, weil die letzte Ausgabe im Jahr 2015 stattfand. Es bleibt abzuwarten, ob das Turnier die Deizisauer Herbstopen ersetzt oder als weiteres Highlight hinzukommt. 

In Darmstadt wird vom 14. bis 16. April das letzte Qualifikationsturnier für die Deutsche Schach Amateur Meisterschaft (DSAM) ausgetragen. Wer sich durchsetzt, erhält die Chance, beim Schachgipfel in Braunschweig dabei zu sein und in seiner Kategorie Deutscher Amateurmeister zu werden. Erwähnenswert ist dabei die Geschichte der DSAM. Die beliebte Turnierserie wurde einst von Dirk Jordan ins Leben gerufen und wurde unter dem Namen Ramada-Cup bekannt. 2018 kam es zum Bruch des Schachbunds mit Jordan, dem unerlaubte Nebenabreden mit den beteiligten Hotels vorgeworfen wurden. Fünf Jahre später sind immer noch die Gerichte mit dem Vorgang befasst. 

Mai: 

Im brandenburgischen Wittstock findet vom 27.-29.5. die neunte Ausgabe von “Ran an den Turm” statt. In der letzten Ausgabe im Jahr 2021 gingen stolze 320 Teilnehmer an den Start. Organisatoren sind Bundesturnierdirektor Gregor Johann sowie DSB-Breitensportreferentin Sandra Schmid. 

Bereits zwei Tage zuvor, am 25. Mai, beginnt das 1. Internationale Münchner Schachfestival. Die Organisatoren locken mit zwei Open (Münchner Pfingstopen, Laimer Pfingstopen), einem stattlichen Preisfonds von 30.000 € sowie mit einem noch nicht näher bekannten Rahmenprogramm. 

Juni: 

Wadim Rosenstein, Macher des im Februar ausgetragenen WR Chess Masters, wird vom 16. bis 18. Juni gemeinsam mit der FIDE zur ersten offenen Mannschaftsweltmeisterschaft im Schnellschach in Düsseldorf einladen. Damit erfüllt sich der erfolgreiche Unternehmer, der sich auch gerne beim Bughouse mit Weltstars duelliert, einen Jugendtraum. 

Ein absoluter Leckerbissen wird die 50. Ausgabe der Sparkassen Chess Trophy in Dortmund vom 24. Juni bis zum 2. Juli. Schachpromis wie Gata Kamsky und “The Big Greek” haben für das A-Open gemeldet. Außerdem findet wieder das No Castling Masters statt, in dem Weltklassespieler wie Wladimir Kramnik wieder Schach ohne Rochade zelebrieren werden. Etwa 600 Spieler werden in der ruhmreichen Westfalenhalle erwartet. 


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Juli: 

Hans-Walter Schmitt, der frühere Organisator der Chess Classic Mainz, plant Anfang Juli ein großes Chess960-Turnier im Raum Frankfurt. Details werden noch rechtzeitig bekanntgegeben. 

Mit dem Deutschen Schachgipfel wurde vom Deutschen Schachbund die alte Tradition der Schachkongresse wiederbelebt. Im Jahr 2023 verlässt der Schachgipfel erstmals seine Geburtsstätte Magdeburg und zieht nach Braunschweig. Geplant sind vom 21. bis 30. Juli u.a. das German Masters sowie zahlreiche weitere Meisterschaftsturniere inklusive dem Finale der DSAM. Bleibt zu hoffen, dass der Schachgipfel auch wie geplant durchgeführt wird, denn laut DSB hat die 2022er-Ausgabe ein um 115.000 € schlechteres Ergebnis eingebracht als geplant. 

August: 

Der Schachsommer wird insbesondere in der Metropolregion Rhein-Neckar gefeiert. Dort wird Organisator Bernd Kühn (“Bernds Chess Factory”) vom 2. bis 6. August den 3. Sandhäuser Schachsommer ausrichten. Im letzten Jahr konnte sich IM Ruben Gideon Köllner über den Titelgewinn freuen. 

September: 

Eine Chance für Organisatoren? Der September ist noch weitgehend frei von nationalen Highlights. Im Kalender stehen u.a. das Ortenburger Schach-Open (Nähe Passau) sowie das Schachfestival Bischofsgrün (bei Bayreuth)

Oktober: 

Das 16. Internationale Herbstopen Deizisau 2022 gewann IM Jonathan Carlstedt von der Schachakademie Chessemy. Die 249 Teilnehmer bekamen unter anderem Schachlegende Artur Jussupow zu Gesicht. Ob das Turnier 2023 wieder stattfindet, ist noch nicht kommuniziert. 

Nicht weit entfernt findet vom 27-30. Oktober der Heidelberger Schachherbst statt. Auch dieses Turnier gehört zur Reihe von “Bernds Chess Factory”, der nach eigenen Aussagen mit seinem Unternehmen Schach als Breitensport begreifbarer machen möchte. 

November: 

Turnierdirekter Sebastian Siebrecht begrüßte im Jahr 2022 stolze 474 Teilnehmer bei den Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften. Sieger wurde GM Jan-Christian Schröder vor mehreren weiteren punktgleichen Spielern. Am Tegernsee stehen Schach und Natur miteinander in Einklang. Das Gut Kaltbrunn platzt allerdings aus allen Nähten, das Turnier benötigt dringend weitere Räumlichkeiten, um die Anmeldelisten nicht wieder frühzeitig schließen zu müssen. 

Ebenfalls im November steht sicherlich wieder das Sparkassen Chess Open im hessischen Heusenstamm an. Im Jahr 2021 passte genau zwischen Delta und Omikron ein Turnier mit über 300 Teilnehmern, 2022 umsorgte Organisator Hans-Dieter Post sogar über 400 Schachfans. Glücklicher Gewinner war GM Eltaj Safarli aus Aserbaidschan, der Freund von Nationalspielerin Josefine Heinemann. 

Dezember: 

Während zwischen Weihnachten und Silvester üblicherweise die Blitz- und Schnellschach-WM ausgetragen wird, findet zeitgleich traditionsgemäß ein Open in Böblingen statt. Bei der 38. Ausgabe machte sich der Georgier IM Nodar Lortkipanidze mit seinem Triumph ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk. 

Alternativ laden auch die Frankenthaler Weihnachtsopen zum festlichen Stelldichein.  

Ausblick Anfang 2024

Zu Jahresbeginn stehen wieder die beliebten Staufer Open in Schwäbisch Gmünd sowie das Schachturnier in Bad Zwischenahn im Programm. Letzteres gewann 2023 der Inder Vignesh N R und verhalf sich damit selbst zum GM-Titel. Interessant: Gemeinsam mit seinem Bruder bildet Vignesh das erste indische GM-Bruderpaar. 

Weitere Pflichtstationen für Turnierhaie im Frühjahr sind die Chessemy Open, das ChessOrg Festival Bad Wörishofen sowie die Brain Games Fürstenfeldbruck (eigenen Aussagen zufolge das größte Schnellschachopen Deutschlands). 

An Ostern dürfen sich die Schachfands auf ein besonderes Schmankerl freuen, nämlich das Grenke Chess in Baden-Baden bzw. Karlsruhe. Letztmals im Jahr 2019 ausgetragen, lockte das Vorzeigeturnier damals knapp 2.000 Teilnehmer an. Christian Bossert vom Schachzentrum Baden-Baden stellte jüngst auf Twitter eine Wiederaufnahme der Tradition im Jahr 2024 in Aussicht – ein weiteres erfreuliches Zeichen für die Wiederbelebung der Turnierlandschaft. 


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